Madrid war sportlich wie spendentechnisch ein riesiger Erfolg und mit unserer Spendenfahrradtour von Freiburg nach Aachen steht das nächste große Spendenprojekt in den Startlöschern. In der Zwischenzeit wollten Adi, Benni und ich noch einmal Marathonluft schnuppern. Adi war in Münster und Graz am Start, Benni und ich haben letzten Sonntag in Frankfurt unsere Bestzeiten attackiert.
Die Vorbereitung war akribisch und Trainingswochen mit 100 Trainingskilometern oder mehr keine Seltenheit, sodass wir unsere Ziele hoch steckten. Benni wollte die magische Dreistundengrenze unterbieten, ich plante zunächst mit 3:15, liebäugelte mit steigender Form dann aber auch mit einer schnelleren Zeit. So sortierten wir uns in die erste Startgruppe ein, die wir aber aufgrund zu optimistischer Zeitplanung am Morgen erst 30 Sekunden vor dem Startschuss erreichten. Und das trotz einer Stunde Extraschlaf dank Zeitumstellung. Zeit nervös zu werden hatten wir also nicht, los ging‘s!
Zum Aufwärmen waren ein paar langsamere Kilometer zusammen geplant, was sich allerdings schon 50 Metern hinter der Startlinie erübrigte, da wir uns im Getümmel aus den Augen verloren. Da Benni zudem vergessen hatte seine Profi-Uhr aufzuladen, vertraute er seiner adrenalingesteuerten inneren Zeitmessung (was übrigens dazu führte, dass er nebenbei in der ersten Hälfte eine neue persönliche Bestzeit im Halbmarathon aufstellte). Auch die Eieruhr, die ihm seine Mutter kurzerhand mit auf den Weg gab, ändere daran nichts. Ich folgte erstmal dem in letzter Sekunde auf den Arm gekritzelten Zeitplan mit 4:20-er Pace und schwamm bei perfektem Marathonwetter gut gelaunt im dichten Läuferfeld. Nach zwei Kilometern warteten dann auch schon die mitgereisten Fans René, Paul, Mai und meine Familie, die zum obligatorischen Abklatschen bereit standen und lautstark anfeuerten.
Die nächsten Kilometer durchs Stadtzentrum vergingen wie im Flug und als es bei Kilometer 14 streckentechnisch eintöniger wurde, sprang Paul zunächst Benni, der mir zu diesem Zeitpunkt schon einige Minuten enteilt war, zur Seite, stattete ihn mit seiner GPS-Uhr aus und begleitete mich im Anschluss als Pacemaker und Motivator für die nächsten 40 Minuten. Ein schönes Déjà-vus, da wir den Madrid-Marathon vom ersten bis zum letzten Meter nebeneinander verbracht hatten.
Benni überquerte die Halbmarathonmarke in fabelhaften 1:26 und ließ sich bis Ende nicht mehr bremsen. Ich folgte 4 Minuten später, wurde nach der Verpflegungsstation zur Halbzeit aber von Bauchkrämpfen überrascht und begrub daher schon früh mein heimliches Ziel der Boston-Qualifikation in 3:03. Trotzdem lief es noch halbwegs rund, auch weil langsam wieder Vorfreude auf den sich nähernden Fanblock bei 35,5 km aufkam, diesmal verstärkt von Adi.
Benni näherte sich mit Siebenmeilenstiefeln dem Ziel und hier muss ich für alle, die den Frankfurt Marathon noch nicht gelaufen sind, weiter ausholen: Die Ziellinie befindet sich in der Frankfurter Festhalle, die man auf den letzten hundert Metern einmal durchquert, nein durchschwebt! Der Boden federt, tausende Menschen jubeln dir zu, leicht bekleidete Cheerleader erledigen den Rest. Laufen muss man die letzten Meter nicht mehr, nur noch fliegen. Schmerzen? Nein, geflogen sind wir 42 km in 2:57 und 3:10. Ein guter Tag!